In diesem Jahr haben sich ja alle die Bekämpfung des Rechtsextremismus auf die Fahne geschrieben. Der Begriff „rechtsextrem“ ist dabei der allein qualifizierende Fakt, nicht irgendwelche Taten oder Definitionen. Das glauben Sie nicht? Wer z.B. gegen die „demokratische Grundordnung“ vorgeht, ist deshalb nicht etwa automatisch überwachenswert. Nehmen Sie einmal die nicht gewählten Abgeordneten, die gerade für das Volk neue Wahlgesetze beschließen. Oder die Politiker aller Parteien, die sogar gemeinnützige Vereine eingetragen bekommen, um die Auflösung Deutschlands in die EU aktiv zu betreiben und zu fördern – gegen Spendenquittung sozusagen.
Anders sieht das aus, sobald der Reflexauslöser „rechtsextrem“ hinzugegeben wird, denn dann hat der Spaß ein Loch, jawohl, und darauf sind wir dressiert. Aber wer sind die Typen eigentlich? Und wie viele sind es? Potentiell sind wir ja alle Terroristen, das ist klar, und die Unschuldsvermutung ist schon lange abgeschafft. Dem betriebenen Aufwand zufolge muß sie jeder von uns bereits gesehen haben: finstere Gestalten mit automatischen Waffen und Bombenkoffern müßten inzwischen zum Straßenbild gehören. Tagtäglich müßten Bars, Cafés, Regierungsgebäude und Caritas-Einrichtungen in die Luft gesprengt werden.
Und was macht man, wenn ein Thema hochaktuell, brisant und gefährlich für die Demokratie ist? Nun, im Falle von BND und Verfassungsschutz wurde erst einmal unverzüglich damit begonnen, die Akten, also auch das Beweismaterial, zu schreddern. Das waren offiziell natürlich Büroversehen. Veschwörungstheoretiker wiederum vermuten vollautomatische, überaus aggressive Schredder, die auf den Fluren ihr Unwesen treiben und offenbar völlig außer Kontrolle sind.
Dies alles liegt übrigens durchaus in der Firmenphilosophie. Man läßt sich nicht nur die Baupläne der streng geheimen Zentrale in Berlin klauen, sondern ist noch nicht einmal in der Lage, Kupferdiebstähle auf der eigenen Baustelle zu verhindern. Oder ist das eiskalte, professionelle Tarnung? Schusseligkeit gepaart mit Amnesie – was für eine geniale Form der Geheimhaltung, um die uns andere Nationen sicherlich beneiden!
Was hätten wir in den Akten wohl gefunden? Mittlerweile fragen sich schon die einfacheren Gemüter, was denn überhaupt noch von den ganzen Radikalen übrig bleibt, wenn man die Verfassungsschützer und V-Leute des BND abzieht. Gut, sicher, ein paar Böse sind sicherlich dabei, aber deren Schädigungsquote ist zu vernachlässigen im Vergleich zu den Zahlen der Pharmaindustrie, und gegen die wird doch auch nicht ermittelt? Ach ja, und nicht zu vergessen, sind da noch ein paar nette Mitmenschen im passenden Kostüm, wie z.B. seinerzeit bei der ersten Buchvorstellung von Sarrazin, als sich bei der Auflösung einer kleinen, nicht genehmigten, rechtsradikalen Demonstration herausstellte, daß sämtliche Teilnehmer Rundfunkmitarbeiter waren.
Und darin dürfte der eigentliche Grund für die „unglückliche, versehentliche“ Aktenvernichtung liegen: es darf auf keinen Fall auffliegen, daß ausnahmslos alle nennenswerten rechts- wie auch linksradikalen Ereignisse letztendlich vom BND und vom Verfassungsschutz gesteuert werden, um uns die Angst zu liefern, die wir brauchen, um einer immer weiter gehenden Überwachung zuzustimmen.
Würde man den inszenierten Rechts- und Linksradikalismus tatsächlich systematisch bekämpfen und die (aus)führenden Leute inhaftieren, hätten sowohl der BND, als auch der Verfassungsschutz schlagartig massiven Personalmangel. Oder anders ausgedrückt: Mit der Inhaftierung der Rädelsführer aller extremen Aktivitäten würden sich mit großer Wahrscheinlichkeit nahezu ausschließlich BND-Leute und Verfassungsschützer im Knast wiederfinden. Immerhin käme damit jedweder Extremismus zum Erliegen, der BND könnte auf den Neubau in Berlin verzichten, müßte sich nicht zur Tarnung beklauen lassen und nicht ständig neue, alberne Ausreden erfinden. So gesehen wäre allen geholfen, und die Straßen wären sicherer als zuvor – auf geht’s!
Veröffentlicht am Dienstag, 14. November 2012