Seit Wochen trommeln westliche Massenmedien, daß Rußland sich auf einen Krieg vorbereitet – im Westen machen Medien und Politiker gegen Moskau mobil. Die Krim Krise und die Situation in der Ukraine ist der Anlaß für die vielleicht größte anti – russische Propagandaschlacht des Westens seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Etablierte Medien und Politiker zeichnen das Bild eines aggressiven Wiedergängers der UdSSR mit einem unberechenbaren Präsidenten. In Sachen anti – russischer Propaganda geben die USA einfach das Tempo vor. Ständig hört man: Alles Böse kommt aus Moskau – Rußland sei keine Demokratie, sondern eine Diktatur mit einem üblen Diktator an der Spitze. Die Furcht vor Moskau vernebelt die Wahrnehmung – sicher kann von einer Form der psychologischen Kriegsführung gesprochen werden.

Bei allem „Tauziehen“ um den geopolitischen Standort der Ukraine zwischen den USA und Russland kann nicht übersehen werden, daß nicht Rußland weltweit mit Truppenkonzentrationen unterwegs ist, um Staaten zu destabilisieren und Regierungen zu stürzen. Das betreiben die Amerikaner mit Hilfe der NATO und damit leider auch mit Hilfe der BRD – Regierung, die voll umfänglich im „Fahrwasser“ der USA schwimmen. Auch in der gegenwärtigen Positionierung der BRD – Regierung zur Krim Krise und zu den Ereignissen in der Ukraine, weiß man längst in Moskau, daß Deutschland kein souveräner Staat ist, aber ein souveränes Deutschland im Interesse Rußlands liegt.

Der Medienkrieg richtet sich auch gegen Deutschland – Deutschland ist der wichtigste Wirtschafts- und Handelspartner Rußlands in der EU. Es besteht darin kein Zweifel, daß sich die Appelle der USA in Richtung Wirtschaftssanktionen gegen Rußland auch gegen die objektiven Interessenlage Deutschlands und ganz Europa richten.

Anti – russische Sanktionen sind immer gleichzeitig auch anti – deutsche Sanktionen!

Bemerkt sei, daß nach Angaben des deutschen Wirtschaftsministerium über 6200 deutsche Unternehmen in Rußland aktiv sind. Etwa ein Drittel  des deutschen Gas-und Ölbedarfs werden aus russischen Lieferungen gedeckt.

Der US-amerikanische Sender Fox, Schrittmacher und Stichwortgeber anti – russischer Propaganda, spricht offen über „Kriegsgefahr mit Russland“ und das die Krim militärisch durch Moskau besetzt wurde. Doch von einer Besetzung war auf der Halbinsel Krim nichts zu sehen. Die russischen Panzer, die die deutschen Fernsehzuschauer schockten, rollten nicht etwa durch die Ukraine auf die Krim, sondern bei einem zeitgleich stattfindenden russischen Manöver hunderte Kilometer von der Krim entfernt innerhalb Rußlands. Die russischen Soldaten, die in allen westlichen Zeitungen zu sehen waren, gehörten der Stützpunktbesatzung von Sewastopol an – an zwar auf der Basis eines langjährigen Vertrages mit Kiew. Die vorgetäuschte Invasion fand nur in den westlichen Medien statt.

Während man im Westen und in Kiew so tut, als sei die Krim noch ein Teil des ukrainischen Staates, erklärte sich die Krim Regierung am 11. März 2014 für unabhängig. Auf den Straßen und Plätzen wurde das Ergebnis des Referendums gefeiert: Fast 97 % der Wähler haben sich für Rußland entschieden. Die Wahlbeobachter, die aus mehreren europäischen Staaten angereist waren, hatten nichts zu beanstanden.

Fragte man Menschen auf der Straße, so konnte man hören, daß die Krim eigentlich schon immer zu Rußland gehört. Die Krim sei der Ort des zentralen russischen Mythos, das „russische Jerusalem“. Denn dort ließ sich im Jahr 988 Zar Wladimir taufen und öffnete Rußland so dem Christentum. Ohne Befragung der Krim – Bevölkerung wurde 1954 durch Nikita Chruschtschow die Halbinsel Krim willkürlich der ukrainischen Sowjetrepublik  angegliedert.

Indem der Altkanzler Helmut Schmidt „Verständnis“ für das Vorgehen von Putin auf der Krim äußerte, sorgte er mal wieder für Aufregung bei seinen Genossen und in der westlichen Medienwelt. Natürlich hält auch er die Situation für gefährlich, aber nicht durch Russlands Vorgehen, sondern „weil der Westen sich furchtbar aufregt“. Die im Westen beschlossenen Sanktionen hält er für „dummes Zeug“.

Man fragt sich, woher rührt die Angst vor Rußland und seinem Präsidenten – eine Angst, die längst in offenen Haß umgeschlagen ist. Die Frage sei auch erlaubt, warum waren Putins Vorgänger Boris Jelzin und Michael Gorbatschow im Westen so beliebt. Es ist auch hier offensichtlich, daß der Westen generell „sein Herz“ nur für Staatschefs erwärmen kann, die sich vollkommen der Dominanz Washingtons unterordnen.

Eine Vielzahl von Russen hingegen betrachten Gorbatschow als Landesverräter, der die SU verhökert und die UdSSR sozusagen an den Westen politisch übergeben hat. Gorbatschow wurde durch den Westen „über den Tisch“ gezogen. Die NATO – Osterweiterung, die offiziell nicht vorgesehen war, mit dem Rückzug der sowjetischen Besatzungsmacht aus der DDR und anderen osteuropäischen Staaten veränderte die geopolitische und militärische Lage zu Gunsten der NATO. Russland befindet sich heute im „Zangengriff“ wie auch Peter Scholl-Latour in seinem Buch „Russland im Zangengriff – Putins Imperium zwischen NATO, China und Islam“ näher beschreibt. Die sicherheitspolitischen Interessen Russlands an seinen Grenzen, wie die jüngsten Ereignisse in der Ukraine zeigen, werden durch die NATO und die EU nicht angemessen berücksichtigt. Einige westliche Politiker übersehen, daß Sicherheit in Europa und eine friedliche Zusammenarbeit der Völker auf allen Gebieten nur mit Rußland dauerhaft möglich ist.

Unter Jelzin wurde die Privatisierung der russischen Wirtschaft eingeleitet – der „Raubtierkapitalismus“ konnte sich ohne größeren Widerstand voll entfalten. Mit getürkten Versteigerungen überließ er den russischen Oligarchen die Filetstücke der russischen Wirtschaft. Im Jahre 1995 verscherbelte Jelzin den mächtigen Jukos – Konzern für nur 300 Millionen Dollar, obwohl der eigentliche Wert bei 40 Milliarden lag. Die Oligarchen finanzierten Jelzin im Gegenzug im Wahlkampf. Banken und einflußreiche Medien wurden 1988/89 beinahe kostenlos an die Oligarchen Boris Beresowski und Wladimir Gussunski übergeben. Mit ihren Medien machten sie wiederum Propaganda für Privatisierung und Globalisierung. Die gesamten Öl-, Kohle-, Gas- und Diamantenreserven gingen in Privatbesitz über. Der Sohn eines Moskauer Rabbiners stieg vom mittellosen Mathematik Professor zum Generaldirektor eines Autokonzerns auf und kaufte sich mit seinen ergaunerten Privatisierungsgewinnen bei Medien, Banken, Fluglinien und Ölgesellschaften ein. Michael Chodorkowski gilt als weiteres Paradebeispiel für eine solche Politik. Dieser Oligarch konnte mit 42 Millionen US – Dollar das Mammut – Unternehmen Jukos zusammen schmieden, dessen geschätzter Wert 42 Milliarden US – Dollar betrug.

Bereits im ersten Jahr seiner Amtszeit ließ Putin private Unternehmen wieder verstaatlichen. Putin machte aus seiner Meinung über den gestürzten Oligarchen kein Hehl: „Beresowski ist ein Bakterium, das in einem zerfallenden Körper haust…!“

Eine große Mehrheit der Russen betrachtet Putin als Retter der Nation. In den Augen vieler Russen hat Putin Ordnung ins Chaos gebracht.

Er hat dem „Raubtierkapitalismus“ einen Riegel vorgeschoben. Mittlerweile ist in der russischen Wirtschaftswelt klar: Wer sich politisch mit den Feinden Rußlands einläßt oder seinen Einfluß politisch mißbraucht, wird von Putin kaltgestellt. Doch die westliche Angst von Putin hat nicht nur mit der Konsolidierung der russischen Innenpolitik zu tun – auch außenpolitisch tritt Moskau wieder als Großmacht auf. Die Konkurrenz aus dem Osten ist wieder da! Diplomatisch konnte Rußland den USA in der Syrien-Politik in den vergangenen 3 Jahren immer wieder empfindliche Niederlagen zu führen. Zum angekündigten Militärschlag der USA gegen Syrien kam es in der Folge nicht.

Hinter dem neuen, erwachten Selbstbewußtsein steht die Idee des eurasischen Großraumes, sozusagen ein attraktives Alternativangebot zum transatlantischen Bündnis. Bereits im Jahr 2000 wurde die Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet, der bis heute neben Rußland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Weißrussland angehören. Armenien und Moldawien haben einen Beobachtungsstatus. Im nächsten Jahr ist ein weiterer Schritt von Putin geplant: Die Gründung einer „Eurasischen Union“!

Das eurasische Angebot, daß jeder Mitgliedstaat seine gesellschaftspolitische Agenda so ausführen kann, wie er möchte. Es wird von Moskau oder irgendeinem Kommissariat keine gesellschaftpolitischen Richtlinien geben. Es wird ein strategisches Wirtschaftsbündnis sein und eine solidarische Allianz, die sich im Notfall gegenseitig verteidigt. Besonders beachtenswert erscheint, daß die Staaten ihre volle Souveränität im Gegensatz zu dem westlichen Bündnis behalten.

Es ist völlig logisch, daß Washington und Brüssel nun ganz besonders den Bündnispartner Deutschland in die Pflicht nehmen. Es ist längst kein Geheimnis mehr: Mit Berlin steht und fällt das gesamte transatlantische Projekt Europas. Wer Berlin hat, hat Deutschland und wer Deutschland hat, hat Europa.

In Moskau macht seit einigen Monaten ein Witz die Runde:

„Barack Obama ist nicht nach Sotschi zu den olympischen Winterspielen gekommen – und wir hatten das beste Ergebnis von allen! Danke Genosse Obama! Danach unterstützte Obama die Junta in Kiew – und wie durch ein Wunder bekamen wir die Krim zurück! Danke, Genosse Obama! Dann führte Obama Sanktionen gegen unsere Oligarchen ein – deren Geld ist nun in Rußland, und nicht mehr im Westen! Danke, Genosse Obama! Und jetzt fragen wir uns, was Genosse Obama unternimmt, damit wir die Fußballweltmeisterschaft in diesem Jahr gewinnen“.